Blasenentzündungen und Harnwegsinfekte werden meist von Bakterien, seltener von Pilzen verursacht. Sie entstammen häufig der eigenen Darmflora, gelangen in die Harnröhre und wandern auf diesem Wege in die Blase. Da Darmausgang und Intimbereich nahe beieinanderliegen, hat unser Körper für diesen Fall vorgesorgt. Ein saures Milieu macht es Bakterien ziemlich ungemütlich. Erst wenn diese Schutzmechanismen gestört sind, können die unerwünschten Bakterien die Schleimhäute der Harnröhre und Blase besiedeln. Im Kampf gegen die Bakterien schwillt die Blasenwand an und kann sich entzünden. Je stärker die Entzündung wird, umso verletzlicher wird die Blasenschleimhaut und umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Blutungen kommt. Dann hilft allerdings nur mehr der Weg zum Arzt. Doch es gibt ein paar einfache Tipps, dem körpereigenen Schutzmechanismus unter die Arme zu greifen. Was kann man also tun, um einen Harnwegsinfekt schnell wieder loszuwerden oder gar zu verhindern?
Beerige Booster
Warum wir im Sommer tendenziell seltener eine Blasenentzündung bekommen, hat mehrere Ursachen: Das warme Wetter tut Blase und Nieren gut, wir kleiden uns luftiger, wir trinken viel und essen vitaminreicher. Diese Trinkgewohnheiten sollten wir unbedingt ganzjährig beibehalten, wenn wir einer Blasenentzündung vorbeugen wollen. Denn durch ausreichend Flüssigkeit werden die Harnwege durchgespült, Bakterien haben eine geringere Erfolgsquote sich festzusetzen. Unser Tipp: Besonders ratsam und wichtig sind desinfizierende Zusätze wie Ingwer und vor allem Cranberry. Diese Beere verändert die Bakterienoberfläche so, dass sie nicht mehr an der Schleimhaut andocken können. So werden die Übeltäter unverrichteter Dinge wieder ausgespült – und die Blasenentzündung hat keine Chance! Sie sind somit nicht nur ideal zur Vorbeugung, sondern auch eine akute Hilfe! Eine Studie des British Medical Journalergab, dass Frauen, die täglich Cranberry-Saft getrunken hatten, das Risiko einer Neuinfektion immens reduzieren konnten. Die Kontrollgruppe, die keinen Saft trank, erkrankte doppelt so häufig erneut.
Wirkungsvolle Wäsche
So sexy sie auch sind: Tangas sind bei einer Blasenentzündung tabu. Strings aus synthetischen Materialien erst Recht. Durch die Reibung verteilen sich Bakterien ungehindert im Intimbereich. Da sich Darmausgang und Harnröhre in unmittelbarer Nähe befinden, werden Bakterien schnell verschleppt. Da Coli-Bakterien ein häufiger Auslöser sind, gilt es dieses Risiko bestmöglich zu vermeiden. Das Ziel besteht darin, es den Bakterien möglichst ungemütlich zu machen. Heißt im Klartext: Frische Luft! Im Winter gelangt wetterbedingt weniger Luft an unsere Haut. Synthetische Fasern sind luftundurchlässig und daher kontraproduktiv. Baumwoll-Höschen hingegen lassen die Haut atmen und tragen somit dazu bei, eine Blasenentzündung zu verhindern.
Noch ein Vorteil: Spitzenwäsche muss aufgrund der Stoffsensibilität oft mit maximal 30 Grad Maschinenwäsche gereinigt werden. Das reicht allerdings nicht aus, um alle Bakterien abzutöten. Baumwolle hingegen verträgt in der Waschmaschine wesentlich höhere Temperaturen und ist damit die sicherere Variante. Gut zu wissen: Tragen Sie bei einer akuten Blasenentzündung Baumwoll-Slipeinlagen, die sie mehrmals täglich wechseln können. Auch damit verhindern Sie die ungebremste Vermehrung der Bakterien.
Zuviel des Guten
Hygiene ist beim Vermeiden einer Blasenentzündung besonders wichtig. Doch wer panisch mit aggressiven Seifen wäscht, verschlimmert die Situation. Auf und in unserem gesamten Organismus leben gute Bakterien, die unser Immunsystem unterstützen. Durch Antibiotika werden zwar die bösen Bakterien getötet, die guten Helferleine aber auch. Dabei sorgen die auf der Haut, im Mund, im Intimbereich oder auch im Magen-Darmtrakt für eine gesunde Flora, die Keime abwehren. Das erklärt auch, warum es nach einer Antibiotika-Behandlung oft zu einer weiteren Blasenentzündung, Pilzinfektion oder Problemen im Magen-Darm-Bereich kommt. Wird diese Flora beispielsweise durch intensives Waschen gestört, passieren Krankheitserreger ungehindert die Schutzbarriere. Daher empfiehlt es sich zwar täglich zu duschen, allerdings mit einer speziellen Intimpflege. Sie wird ganz normal wie Duschgel angewandt. Durch die besondere Zusammensetzung schont die Waschlotion die gesunde Flora während der Reinigung. Somit bleiben Sie vor einer Blasenentzündung geschützt.
Die schönste Nebensache der Welt
Oft zeigt sich ein auffälliger Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Blasenentzündungen und Sex. Das Risiko, eine Blasenentzündung zu bekommen, soll in den ersten 48 Stunden nach dem Liebesspiel sogar um das 60-Fache erhöht sein. Beim Sex können Bakterien aus Darm oder Scheide leichter in die Harnröhre gelangen. Es klingt zwar unromantisch, aber wer nach dem Sex sofort auf die Toilette geht, sorgt dafür, dass die Bakterien rasch wieder ausgespült werden.
Basis(che) Arbeit leisten!
Unser Immunsystem und dessen Leistungsfähigkeit hängen sowohl mit dem Säure-Basen-Haushalt als auch mit der Darmgesundheit zusammen. Der Körper wandelt jedes Nahrungsmittel entweder in Basen oder Säuren um. Je ausgeglichener der Säure-Basen-Haushalt, umso besser.
Durch Alkohol, Nikotin, Fast Food, tierische Fette, Kohlensäure usw. kann der Säureanteil im Körper drastisch ansteigen. Das schwächt das Immunsystem und hat zur Folge, dass man schneller krank wird. Früher ging man davon aus, dass ein saurer Urin den Bakterien die Lebensgrundlage nimmt, doch ein basischer Urin scheint Bakterien ein ungünstigeres Milieu zu bieten als ein saurer. Greifen Sie deshalb zu Obst und Gemüse und setzen Sie auch Kräuter und Gewürze wie Thymian, Meerrettich und Kapuzinerkresse auf Ihren Speiseplan. Durch die Einnahme probiotischer Kulturen kann die Darmflora zusätzlich wieder aufgebaut werden.
Am stillen Örtchen
Gehen Sie aufs Klo. Und zwar oft! In der Blase verbleibender Urin bildet einen idealen Nährboden für jene Bakterien, die eine Harnwegsinfektion auslösen können. Deswegen ist es nicht nur wichtig häufig auf die Toilette zu gehen, sondern die Blase auch möglichst vollständig zu entleeren. Warten Sie wirklich bis das letzte Tröpfchen seinen Weg in die Kloschüssel findet. Damit die Coli-Bakterien dort bleiben, wo sie hingehören, sollten Sie das beachten: Mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten wischen - Niemals umgekehrt.
Sollten die Beschwerden schlimmer werden, lassen Sie sich nach einem Gespräch mit Ihrem Arzt krampflösende und/oder schmerzstillende Medikamente verschreiben. Sollte Ihre Infektion schon über eine Woche dauern, gehen Sie bitte unbedingt zum Arzt. Dasselbe gilt bei Blut im Harn. Ihr Arzt kann mit einem Test herausstellen, um welche Bakterien es sich handelt und so auch Antibiotika gezielter einsetzen. Damit sie trotz der medikamentösen Therapie die gute Flora rascher aufbauen, lassen Sie sich am besten in der Apotheke beraten: Aufbaukapseln mit Lacto- und Bifidusbakterien für den Darm und den Intimbereich helfen auch im Kampf gegen eine Wiederinfektion!