Obwohl viele Frauen einen großen Teil ihres Lebens eine Regelblutung haben und die meisten zumindest die Basics zum Thema Fortpflanzung kennen, beschäftigen sich viele erst spät mit dem eigenen Zyklus. Häufig wird das Ganze dann interessant, wenn Frauen versuchen, schwanger zu werden – oder wenn sich der gewohnte Rhythmus plötzlich verändert. Egal, warum Sie sich für das Thema Menstruationszyklus interessieren, in diesem Beitrag erfahren Sie alles zu den wichtigen Grundlagen rund um den Zyklus der Frau.
Der weibliche Zyklus in Phasen
Zumindest über einen Fakt sind sich die meisten im Klaren: Wer seine Regelblutung hat, ist höchstwahrscheinlich nicht schwanger. Aber wodurch wird die Blutung ausgelöst? Das geschieht durch ein interessantes Zusammenspiel von Hormonen und körperlichen Prozessen rund um den Eisprung (Ovulation).
Während des Menstruationszyklus reift die Eizelle zunächst im Eierstock heran, wandert dann vom Eileiter in die Gebärmutter und nistet sich schließlich entweder als befruchtete Eizelle ein oder wird vom Körper abgebaut. Der Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der monatlichen Blutung und dauert von Frau zu Frau unterschiedlich lange – etwa zwischen 23 und 35 Tagen. Der Menstruationszyklus wird in drei Phasen eingeteilt:
1. Follikelphase: Die Eizelle reift im Eierstock heran und die Gebärmutterschleimhaut wird auf eine Schwangerschaft vorbereitet.
2. Ovulationsphase: Mit dem Eisprung wird die Eizelle in den Eileiter freigegeben, wo sie befruchtet werden kann, und macht sich auf den Weg in die Gebärmutter.
3. Lutealphase: Bei erfolgreicher Befruchtung folgt die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter. Eine unbefruchtete Eizelle wird abgebaut und die nächste Blutung wird eingeleitet.
Im Folgenden erfahren Sie, wie diese Prozesse genau ablaufen und wie sich die hormonellen Veränderungen während der Phasen auf den Körper auswirken.
Follikelphase
Die erste Hälfte des Zyklus beginnt mit der Regelblutung und endet kurz vor dem Eisprung. Vor der Blutung fallen die Hormone Östrogen und Progesteron ab und es kommt zum Zusammenziehen der Gebärmutter, wodurch die Gebärmutterschleimhaut bei Nichtbefruchtung der Eizelle abgestoßen wird. Die Menstruation dauert im Normalfall zwischen drei und sieben Tagen.
Parallel zur Menstruation reifen in den Eierstöcken durch den Einfluss von follikel-stimulierenden Hormonen (FSH) Follikel-Bläschen mit je einer Eizelle heran, die wiederum Östrogen produzieren. Durch das Hormon Östrogen baut sich die Gebärmutterschleimhaut wieder auf und bereitet sich auf eine mögliche Schwangerschaft vor. In einem Zyklus werden zwischen 20 und 25 Follikel gebildet, wobei meist nur eine Eizelle in einem der beiden Eierstöcke freigesetzt wird. In seltenen Fällen können zwei oder mehr Eizellen freigesetzt und befruchtet werden. So entstehen zweieiige Zwillinge oder dreieiige Drillinge. Die übrig gebliebene Follikelhülle wird zum Gelbkörper umgewandelt, der eine wichtige Rolle in der Lutealphase spielt. Die restlichen Follikel sterben ab und werden abgebaut.
Ovulationsphase
Kurz vor der Ovulation erreicht die Östrogenkonzentration ihren Höhepunkt. Dadurch werden Signale an das Gehirn weitergeleitet, mit denen die Ausschüttung luteinisierender Hormone (LH) eingeleitet wird. Der Zeitpunkt der Ovulation kann anhand dieser Hormone sehr zuverlässig bestimmt werden. Etwa 24 bis 36 Stunden vor dem Eisprung kommt es zu einem starken LH-Anstieg. Ovulationstests messen daher den LH-Spiegel im Urin, um den Eisprung und somit die fruchtbare Phase der Frau vorherzusagen. Unter Einfluss von LH platzt ein Follikel in einem der Eierstöcke und gibt die Eizelle frei. Das passiert bei vielen Frauen etwa 12 bis 16 Tage vor der nächsten Blutung.
Zum Zeitpunkt des Eisprungs können leichte Schmerzen auftreten, der sogenannte „Mittelschmerz“, häufig bemerken Frauen den Eisprung aber gar nicht. Die Eizelle macht sich nun über den Eileiter auf den Weg in die Gebärmutter und kann befruchtet werden. Nach dem Eisprung ist die Eizelle etwa 24 Stunden lang fruchtbar. Spermien können allerdings einige Tage im Körper der Frau überleben, sodass ein Paar auch schwanger werden kann, wenn es vier bis fünf Tage vorher Sex hatte.
Wussten Sie schon? Der weibliche Körper enthält eine festgelegte Anzahl an Eizellen, mit denen Mädchen bereits auf die Welt kommen und die sich im Laufe des Lebens konstant verringern – anders als der männliche Körper, der bis ins hohe Alter neue Spermien produzieren kann.
Lutealphase
Wird die Eizelle im Eileiter befruchtet, nistet sie sich als Nächstes in der Gebärmutter ein. Das dauert unterschiedlich lange – je nachdem, wo im Eileiter die Eizelle befruchtet wurde. Die Einnistung geschieht etwa fünf bis zehn Tage nach der Ovulation. Für eine optimale Vorbereitung und Erhaltung der Schwangerschaft sorgt das Hormon Progesteron.
Nach dem Eisprung wird die Follikelhülle der Eizelle zum Gelbkörper umgewandelt. Der Gelbkörper produziert Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, das die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Progesteron unterdrückt gleichzeitig die Ausschüttung von FSH und LH und somit eine erneute Heranreifung einer Eizelle. Zudem verhindert das Hormon Kontraktionen der Gebärmutter, sodass die Schwangerschaft erhalten bleibt und keine Menstruation stattfindet. Diese Rolle übernimmt der Gelbkörper etwa die ersten drei Monate der Schwangerschaft. Danach erledigt das die Plazenta.
Wird die Eizelle hingegen nicht befruchtet, stirbt sie ab und wird vom Körper abgebaut. Der Gelbkörper bildet sich ebenfalls zurück, sodass es zu einer Menstruation und einem erneuten Zyklus kommt.
Übrigens: Frauen, die die Pille nehmen, haben keinen Eisprung und auch keine Menstruation im eigentlichen Sinne. Die Blutung während der Pillenpause – in vielen Fällen einmal im Monat – ist aber, ähnlich wie beim natürlichen Zyklus, eine Reaktion des Körpers auf den Entzug von Hormonen.
Auswirkungen der Zyklusphasen auf Körper und Psyche
Im Verlauf des Menstruationszyklus kommt es zu hormonellen Veränderungen, die die verschiedenen körperlichen Prozesse einleiten und steuern. Diese Veränderungen bemerken Frauen unterschiedlich stark über körperliche und psychische Symptome. Insgesamt wirkt sich Östrogen stimulierend aus, was zu mehr Energie und guter Laune führen kann. Progesteron wirkt dämpfend und geht mit einigen Symptomen des prämenstruellen Syndroms (PMS) einher. Außerdem wirkt das Hormon appetitfördernd und kann zu Heißhunger vor der Periode führen. Nach dem Einsetzen der Menstruation klingen viele Symptome wieder ab, wobei insbesondere in den ersten 24 Stunden Unterleibsschmerzen auftreten können.
Zyklusphase | Hormonelle Veränderungen | Mögliche Auswirkungen |
Follikelphase |
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Ovulationsphase (Eisprung) |
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Lutealphase |
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Menstruation |
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Die körperlichen und psychischen Auswirkungen sind dabei sehr individuell und keine zuverlässige Methode, um zu bestimmen, in welcher Phase sich eine Frau befindet. Ihre fruchtbaren Tage können Sie aber rechnerisch sowie mit Ovulationstests bestimmen.
Sind starke Schmerzen während der Menstruation normal?
Tatsächlich variieren sowohl die Intensität von Schmerzen vor und während der Menstruation sowie die Menge an verlorenem Blut während der Periode. Trotzdem sind die Symptome im Regelfall nicht so lähmend, dass sie den Alltag langfristig beeinträchtigen. Starke Unterbauchschmerzen über einen längeren Zeitraum und ungewöhnlich hoher Blutverlust können daher auf eine Erkrankung hindeuten.
Insbesondere die Endometriose – ein Krankheitsbild, bei dem Gewebe der Gebärmutterschleimhaut zu Wucherungen außerhalb der Gebärmutter führt – kann schlimme Schmerzen und weitere Symptome auslösen, die nicht selten mit PMS oder anderen Menstruationsbeschwerden verwechselt werden. Auch Zyklusstörungen wie die Menorrhagie sollten Sie unbedingt ärztlich abklären lassen.
Mit dem gebärfähigen Alter erhöht sich zudem das Risiko für verschiedene Erkrankungen, darunter Gebärmutterhals- und Brustkrebs sowie Thrombose. Sowohl Frauen, die einen natürlichen Zyklus haben, als auch Frauen, die die Pille nehmen, sollten daher regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen: darunter der PAP-Abstrich und die Brustkrebsvorsorge.
Wie verändert sich der Zyklus ab 40?
Ab dem 40. Lebensjahr beginnen bei Frauen die Wechseljahre – angefangen mit der Prämenopause. In dieser Lebensphase reduziert der weibliche Körper allmählich die Produktion von Östrogen und Progesteron und der Zyklus von Frauen kann unregelmäßig werden. Häufig wird der Menstruationszyklus länger, während die Blutungen kürzer werden. Auf die Prämenopause folgen die Perimenopause, die Menopause und schließlich die Postmenopause, in der Frauen nicht mehr schwanger werden können. Im BIPA-Ratgeber haben wir weiterführende Informationen zu den vier Phasen der Wechseljahre für Sie zusammengestellt.
Die Signale des weiblichen Zyklus
Ab der ersten Regelblutung haben die meisten Frauen einen regelmäßigen Menstruationszyklus bis in die Wechseljahre. Während eines Zyklus ist der weibliche Körper dabei konstanten hormonellen Schwankungen ausgesetzt, die sich auf den Körper und die Psyche auswirken. Wenn Sie sich mit diesen Schwankungen und den spezifischen Auswirkungen auf Ihren Körper vertraut machen, kann Ihnen das im Alltag auf unterschiedliche Weise helfen.
Den eigenen Zyklus besser zu kennen, kann zum Beispiel dabei helfen, schwanger zu werden, indem Sie das Fenster für eine mögliche Empfängnis optimal abpassen. Mit Wissen über Ihren Zyklus können Sie außerdem Unregelmäßigkeiten frühzeitig erkennen und diese bei Bedarf ärztlich abklären lassen. Sich mit dem eigenen Zyklus und dessen Phasen auseinanderzusetzen, ist zudem eine gute Möglichkeit, um mehr in Balance zu kommen. Vertrauen Sie Ihrem Körper, wenn Sie das Gefühl haben, gerade einmal nicht 100 Prozent geben zu können und nutzen Sie die Phasen, in denen Ihre Hormone Ihnen extra Energie geben.
FAQ: häufige Fragen zum Zyklus der Frau
Wie lange dauert der normale Zyklus einer Frau?
Die Länge des Zyklus ist von Frau zu Frau unterschiedlich und variiert auch im Leben einer Frau. Die „ideale“ Zykluslänge von 28 Tagen haben nur die wenigsten Frauen – etwa 10 bis 15 Prozent. Deutlich längere und deutlich kürzere Zykluslängen zwischen 23 und 35 Tagen sind hingegen die Norm. Insbesondere zu Beginn der Pubertät und während der Wechseljahre kommt es darüber hinaus zu stärkeren Unregelmäßigkeiten aufgrund des schwankenden Hormonhaushalts.
Wie viele Tage nach der Regel ist man fruchtbar?
Während der Regelblutung beginnt bereits die Reifung der neuen Eizellen und der Körper der Frau bereitet sich aufs Neue auf eine Schwangerschaft vor. Die Follikelreifung dauert etwa bis zur Hälfte des Zyklus an: Bei einer Zykluslänge von genau 28 Tagen würde der Eisprung etwa zwischen dem 12. und 16. Tag nach Beginn der letzten Regelblutung eintreten. Obwohl die Eizelle nach der Ovulation nur bis zu 24 Stunden lang befruchtet werden kann, ist das fruchtbare Zeitfenster größer: Denn Spermien können einige Tage im Körper der Frau auf die Eizelle warten.
Was kann den Zyklus beeinflussen?
Der Menstruationszyklus kann durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst werden, darunter Stress, Ernährung und nicht zuletzt der Lebensstil. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können zu Unregelmäßigkeiten im weiblichen Zyklus führen oder den Eisprung ganz unterdrücken. Auch Stresshormone wie Cortisol führen zu einer Hemmung von Hormonen, die für die Fortpflanzung essenziell sind. Körperliche Aktivität wirkt sich insgesamt positiv auf einen regelmäßigen Zyklus aus – ebenso wie eine ausgewogene Ernährung –, übermäßiger Sport und Nährstoffmangel können hingegen dazu führen, dass der Körper nicht-überlebenswichtige Prozesse wie die Reproduktion einstellt.
Ist ein langer oder kurzer Zyklus besser?
Von einem langen oder kurzen Zyklus spricht man erst außerhalb der normalen Zykluslänge von 23 bis 35 Tagen. Wenn Sie eine abweichende Zykluslänge haben, bedeutet das aber nicht unbedingt, dass etwas schiefläuft, vor allem, wenn Sie sich sonst fit fühlen. Kommen neben einem langen oder kurzen Zyklus aber andere Symptome hinzu wie Gewichtsverlust oder -zunahme, starker Durst oder Unruhe, können hormonelle Störungen die Ursache sein. In dem Fall sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt.
Kann man kurz nach dem Eisprung eine Periode bekommen?
Wenn es nach dem Eisprung zu einer Befruchtung durch das Spermium und zu einer Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter kommt, kann eine Zwischenblutung auftreten. Diese Einnistungsblutung ist aber keine Regelblutung. Sie wird durch kleine Verletzungen der Blutgefäße in der Gebärmutter während der Einnistung verursacht und ist bei Kinderwunsch meist kein Grund zur Beunruhigung.